Forschungen über Persönlichkeitstypen, die schon auf C.G. Jung zurückgehen und u.a. von Dr. Dietmar Friedmann vertieft wurden, haben ergeben, dass wir Menschen ganz grob in drei Grundtypen eingeteilt werden können. Nach Dr. Dietmar Friedmann und Werner Winkler gibt es 3 Grund-Persönlichkeitstypen in der Psychographie, die sich schon sehr früh in der Kindheit herauskristallisieren. Dabei darf hier aber nicht vergessen werden, dass jeder Mensch jeden Typ in sich trägt, diese in unterschiedlicher Ausprägung. Die Grund-Persönlichkeitstypen sind der Handlungstyp, dem Handeln zugeordnet, der Beziehungstyp, dem Fühlen zugeordnet und der Sachtyp, dem Denken oder wie Dr. Friedmann es nennt, dem Erkennen zugeordnet. Diese Grundtypen haben nichts mit den unterschiedlichen Geschlechtern oder den genetischen Merkmalen zu tun, sondern eher mit den unterschiedlichen Lebensbereichen.
Im Lerncoaching geht es um eine sehr individuelle, ganzheitliche und lösungsorientierte Beratung und Unterstützung, bei der gemeinsam, der Coach mit Eltern und Kind, eine persönliche Lernkompetenz entwickelt und angewandt wird. Dabei steht das Kind, nicht der Lernstoff an 1. Stelle. Neben dem Erfassen des Lernstandes und dem Erkennen des Lerntyps, kann das Miteinbeziehen des Grund-Persönlichkeitstyps ein weiteres Mosaikteilchen sein, um das Lernkind in seiner Ganzheit zu erfassen. Es braucht deshalb eine sehr genaue Beobachtung und Verhaltensanalyse des Kindes, um als Coach eine individuelle Lernstrategie entwickeln zu können.
Im Folgenden nenne ich Beispiele für die einzelnen Typen. Dabei geht es nicht um Vollständigkeit. Es handelt sich hierbei auch nicht um einen Test, der mittlerweile zur Verfügung steht, sondern um Beobachtungen, die, wenn der Typ erkannt wird, ein vertrauensvolles und erfolgreiches Coaching ermöglichen.
Handlungstyp-Kinder fallen häufig dadurch auf, dass sie schon sehr früh in ihrer Kindheit ihre Spiel- und Schulsachen ordentlich aufräumen. Auch machen diese Kinder häufig ihre Hausaufgaben ordentlich und vollständig. Sie achten darauf, dass ihre Stifte gespitzt und alles im Mäppchen an seinem Platz ist. Sie sind oft ehrgeizig in der Schule, Noten sind ihnen wichtig. Genauso wichtig sind diesen Kindern meist Regeln, die aufgestellt werden. Sie achten dann nicht nur bei sich selbst, sondern auch beim Gegenüber auf deren Einhaltung. Wenn Kindern eine Tätigkeit gezeigt wird, machen sie diese so gewissenhaft wie möglich nach und versuchen ein bestmögliches Resultat zu erzielen.
Sachtyp-Kinder sind häufig ruhig, verfolgen aber meist aufmerksam mit, was um sie herum geschieht. Bei Veranstaltungen oder in der Reihe sind sie oft die letzten, die sich einreihen. In der Schule sind sie häufig sehr ruhig und melden sich selten von sich aus. Auch schließt das Sachtyp-Kind langsam Freundschaften, aber wenn, dann ist es fast für immer. Diese Kinder brauchen für Vieles “ihre Zeit”; wenn sie es dann können, behalten sie das Gelernte in der Regel. Pausen und Spielphasen sind sehr wichtig, damit Sachtyp-Kinder zufrieden sein können. Spielsachen können im ganzen Kinderzimmer rumliegen, ohne dass es das Kind stört. Sie finden meist immer, was sie brauchen.
Beziehungstyp-Kinder sind in der Regel sehr offen und schließen sehr schnell Freundschaften. So sind sie dann auch schnell in Gruppen oder in Vereinen unterwegs. Auch sind sie meist an vielen unterschiedlichen Dingen interessiert, halten sich aber häufig nicht lange damit auf und bleiben lieber mit ihren Beobachtungen an der Oberfläche. Viele Beziehungstyp-Kinder sind sehr emotional und zeigen ihre Gefühlswelt sehr deutlich. Haben sie einen offensichtlichen Fehler gemacht, versuchen sie ihn charmant runterzuspielen und bringen es häufig fertig, dass ihnen schnell verziehen wird.
Grundsätzlich lernen wir, dass wir auch ein Lerncoaching Typ-gerecht aufbauen können, wenn wir die Persönlichkeitstypen kennen.
Im Umgang mit einem Handlungstyp-Kind ist das Vertrauen noch wichtiger als für die anderen beiden Typen. Das Miteinander einen Plan mit messbaren Zielen zu erstellen, ist sehr bedeutsam. Auch ist weniger manchmal mehr, um so zu verhindern, dass sich das Kind zu sehr überfordert. Das Spiel in der Stunde ist ein wesentlicher Erfolgsgarant. Allerdings kann es auch wichtig werden, konkrete Anweisungen ohne langes Herumreden zu geben, wie z.B. “du machst jeden Tag 10 Minuten deine Übungen, weil ich das sage.”
Sachtyp-Kinder brauchen gute Argumente und klare Anweisungen, die sie dann auf ihre Weise und in ihrer Zeit bewältigen möchten. Es kann auch förderlich sein, Alternativvorschläge zu machen. Oft weiß das Kind, was es nicht will und kommt erst zum Schluss auf den Punkt, was es will. Hier gilt Zeit lassen. Wie auch bei den anderen beiden Typen ist es wichtig, Ziele zu definieren, für den Sachtyp ist es jedoch äußerst wichtig, die kleinen Teilerfolge gebührend zu feiern. Sätze wie du schaffst das, sind für viele Sachtyp-Kinder Balsam und spornen sie an. Damit Sachtyp-Kinder nicht zu sehr im Denken verharren, bieten sich hier verstärkt Bewegungsübungen an, die mit kleinen Lerneinheiten verknüpft werden können.
Damit Beziehungstyp-Kinder im Lerncoaching gut mitmachen können, sollte unbedingt auf ihre Gefühle eingegangen werden. Häufig erzählen diese Kinder aus ihrem Alltag, bevor mit der Stunde angefangen werden kann. Sie brauchen oft Zeit, um sich auf eine Sache konzentrieren zu können. Hier bieten sich kleine Konzentrations- und Achtsamkeits- Übungen an. Sind sie dann allerdings bereit, sind diese Kinder oft mit viel Freude beim Lernen dabei und machen schnell große Fortschritte. Beziehungstyp-Kinder sind sehr gesellig und lernen daher auch gerne in einer Kleingruppe.
Das Erkennen der einzelnen Persönlichkeitstypen erfordert ein genaues Hinschauen und Hinhören, nicht nur beim Kind sondern auch im Gespräch mit den Eltern. Je mehr Erfahrungen mit den einzelnen Typen gemacht werden, umso differenzierter kann ich als Lerncoach auf die Kinder eingehen und sie in ihrer Individualität fördern.
Bei Interesse können hier kostenlose Typentests für Kinder durchgeführt werden.