Dr. Ulrike Mayer

Was ist Lerncoaching?

09.08.2021

Lerncoaching ist eine individuelle, ganzheitliche Beratung, welches der Person, dem Kind, helfen soll, motiviert Lernschwierigkeiten zu überwinden. Dabei geht es zunächst nur um das Kind, nicht um die Lerninhalte per se. So wie jedes Kind einzigartig ist, ist auch der Lernweg für jedes Kind unterschiedlich und einzigartig. Im besten Fall lernt das Kind im Lerncoaching, dass es sich durch die Hilfestellungen, die der Coach gibt, selber helfen kann.

Was ist der Unterschied zwischen Lernnachhilfe, Lerntherapie und Lerncoaching?

Im Folgenden möchte ich kurz auf die 3 Begriffe, die mit dem Lernen häufig verbunden sind, eingehen. Immer wieder werden die Begriffe Lernnachhilfe, Lerncoaching und Lerntherapie in einen “Topf” geworden. Dabei gibt es klare Unterscheidungsmerkmale für die einzelnen Begriffe.

Lernnachhilfe

Lernnachhilfe oder auch der Nachhilfeunterricht ist eine außerschulische, regelmäßige Unterstützung von Schülern beim Lernen, um in der Schule entstandene Lücken zu schließen und Lerndefizite aufzuarbeiten. Dabei kann es sich um Einzel-, oder auch um Gruppennachhilfe handeln.

 

Lerntherapie

Eine Therapie (Altgriechisch „Dienst, Pflege, Heilung“) setzt eine Diagnose voraus. Das gilt auch für die Lerntherapie. Das bedeutet, dass zunächst Untersuchungen, Diagnostik, gemacht werden. Aufgrund dieser Diagnose wird dann eventuell eine Therapie erforderlich. Bei Kindern, die schon in der Grundschulzeit große Schwierigkeiten mit dem Lesen, mit dem Schreiben oder dem Rechnen haben, kann mittels geeigneter Tests herausgefunden werden, ob sie eine Legasthenie oder Lese-Rechtschreibschwäche, eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche haben. Auch schwere Aufmerksamkeitsstörungen können eine Therapie notwendig machen. Die Lerntherapie findet auch außerschulisch statt. Sie orientiert sich nicht an den Lerninhalten der Schule, sondern fördert gezielt das Kind und die Grundlagen.

 

Lerncoaching

Genau wie bei der Lerntherapie ist es auch für das Lerncoaching wichtig, ein Diagnostikverfahren anzuwenden. Das kann entweder durch einen erfahrenen Psychologen geschehen wie für die Lerntherapie, es kann aber auch vom Lerncoach selber eine Lernstandsanalyse gemacht werden. Die Lernstandsanalyse kann auch online durchgeführt werden und gibt  Lerncoach und Kind die Möglichkeit, sich kennenzulernen und den “Ist”-Zustand zu ermitteln. Aufgrund dieser Auswertung kann dann gezielt ein individuelles lösungsorientiertes Programm erstellt werden.

 

Zwei Beispiele dafür, wie das Kennenlernen im individuellen Lerncoaching ablaufen kann

Wurde nach einer Lernstandsanalyse festgestellt, dass ein Lernbedarf besteht, dann sollte das Lerncoaching das Kind begleiten und unterstützen. Dafür ist der Vertrauensaufbau zwischen Coach und Kind ein zentrales Element für ein erfolgreiches Coaching. Dazu können verschiedene Tools angewendet werden. Hier werden 2 Beispiele erwähnt, die sich in meiner Praxis bewährt haben.

Das Malen eines Plus(+)/Minus(-) Bildes

adaptiert von Gabriele Bühler

Das Kind bekommt ein großes Blatt Papier, in der Mitte gefaltet.  In der 1. Hälfte malt das Kind sich, wenn es ihm so richtig gut geht. Ist das Kind alt genug, werden noch geeignete positive Eigenschaften aufgeschrieben. Abschließend bekommt das Bild noch eine Überschrift von dem Kind.

Als Überleitung erwähne ich, dass das Kind jetzt aber mit mir zusammen sitzt, weil irgendwas nicht so läuft, wie es sich das Kind und/oder die Eltern vorstellen und daher darf das Kind in der 2. Hälfte des Bildes wieder sich malen. Jetzt aber in einer Situation, wenn es ihm nicht so gut geht. Auch in diesem Fall können Adjektive  und eine Überschrift gefunden werden, die die Situation beschreiben.

Dieses +/- Bild kann 1 Stunde, aber auch 2 Stunden dauern und erlaubt uns, ins Gespräch zu kommen.

Bei diesem Kennenlernen geht es darum, dem Kind eine Perspektive zu vermitteln, dass es im besten Fall auch beim Lernen das + Bild widerspiegeln kann.

Ein Kennenlernspiel mit einzelnen Stationen zum Würfeln

Dieses Spiel ist nach Art eines Brettspiels aufgebaut und hat verschiedene Stationen, auf die der Würfel fallen kann. Dabei dürfen von beiden Seiten Fragen beantwortet werden. Von wie alt bist du, wo wohnst du, wieviele Geschwister hast du, bis zu was sind deine liebsten Hobbys, welches Schulfach magst du am liebsten, welches am wenigsten etc. Dieses Spiel kann sehr schnell Vertrauen aufbauen, da auch der Coach einiges von sich erzählt und nicht nur das Kind “ausgefragt” wird.

Der Einfluss des äußeren Umfelds beim Lernen

Wichtig für den Erfolg des Lerncoachings ist auch das äußere Umfeld des Kindes. Aus diesem Grund ist es gut, wenn der Coach sowohl die Familiensituation als auch die Wohnsituation kennt, um sich ein ganzheitliches Bild machen zu können.

Die Rolle der Mutter, des Vaters, der Eltern im Zusammenhang mit dem Lernen

Ein weiterer wichtiger Faktor im Lerncoaching ist die Zusammenarbeit der Eltern. Zunächst gilt es herauszufinden, was die Erwartungshaltung an den Coach, aber auch an das Kind ist. Weder ein Coach allein noch das Kind allein können erfolgreich ein Lerncoaching absolvieren. Das Bindeglied –Mutter, Vater, Eltern – ist äußerst wichtig für ein “erfolgreiches” Lerncoaching.

 

 

 

 

 

 

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