Häufig melden sich Eltern bei mir, weil die Lehrerin meinte, dass ihr Kind Probleme mit dem Lesen oder der Rechtschreibung hat. In der Regel sind die Kinder offen für eine Lerntherapie oder ein Lerncoaching und wollen mit mir arbeiten. Nach dem ersten Vertrauensaufbau kommen wir dann schnell zu der Frage: Was ist denn dein Ziel, was möchtest du denn mit der Lerntherapie oder dem Lerncoaching erreichen? Hier lautet die Antwort dann meist einheitlich: Ich will besser lesen können, ich will besser schreiben können. Manchmal höre ich noch: Ich will gute Noten schreiben.
Das hört sich erstmal gut an, denn es wurde dem Kind ja vermittelt, dass es genau das nicht kann oder tut. Allerdings ist “besser werden” oder “gute Noten schreiben” nicht sehr konkret und aussagekräftig und genau da setzt die SMART-Methode an.
Ein Ziel ist ein in der Zukunft liegender, definierter und angestrebter Zustand. So oder ein bisschen abgewandelt kann man es häufig lesen, wenn nach “Was ist ein Ziel?” gegoogelt wird. Ein Ziel sollte motivieren und zum Weitermachen anregen, auch wenn es mal schwierig oder anstrengend wird.
Für eine erfolgreiche Zielformulierung ist die sog. SMART-Methode eine wichtige Grundlage.
In unserem Sprachgebrauch kennen wir das Wort “smart” aus dem Englischen. Dabei steht “smart” für “geschickt, klug, schlau”!
Genau das ist auch der Sinn dieser SMART-Methode, dass Kinder sich konkrete realistische Zielvorgaben machen, die sie weder unterfordern noch überschätzen.
🌺Wie nun funktioniert die SMART Methode? Wie kann das Kind das Ziel SMART definieren?
S steht für spezifisch.
Spezifisch bedeutet, das Ziel so konkret wie möglich zu benennen. Ein – ich will besser werden – ist weder spezifisch, noch konkret. Ich möchte mich in einem halben Jahr in Deutsch verbessern und dafür möchte ich die Rechtschreibung verbessern klingt schon viel konkreter.
M steht für messbar.
Das Ziel sollte so formuliert sein, dass am Ende überprüft werden kann, inwieweit das Ziel erreicht wurde.
Im Moment habe ich eine 4 in Deutsch. Bis zum Ende des Schuljahres möchte ich eine 3. Dafür übe ich jeden Schultag 10 Minuten extra.
A steht für attraktiv.
Das Kind sollte das Ziel auch wirklich wollen. Oft erarbeiten wir diesen Punkt mehrere Wochen, wenn es sich wie im obigen Beispiel um ein schulisches Ziel handelt. Die Frage nach dem Berufswunsch kann da manchmal weiterhelfen und das Ziel dadurch viel attraktiver werden lassen. Auch die Lernmethode kann das Ziel attraktiver machen.
R steht für realistisch.
Es ist wichtig für das Kind zu erkennen, dass das Ziel mit seinem Zutun erreicht werden kann. Z.B. jeden Tag 10 Minuten – messbar mit einer Sanduhr und mit einer attraktiven Methode -.
T steht für terminiert.
Das Ziel sollte ein Datum haben, an dem das Ziel erreicht wurde. Es können gerne weitere Ziele hinter dem Ziel stehen, aber es braucht einen klaren Schlusspunkt für ein 1. Ziel.
🌺Die Erreichung des Zieles – und ist es ein noch so kleines Etappenziel – darf und sollte unbedingt gefeiert werden. Gefeiert wird nicht die Erreichung des Zieles, sondern die Anstrengungen, die unternommen wurden, um das Ziel zu erreichen.
🌺Da sind wir auch noch an einem weiteren ganz ganz wichtigen Punkt angelangt: Es ist einerseits wichtig ein Ziel vor Augen zu haben, aber mindestens genauso wichtig ist der Weg dorthin und dieser darf auch immer wieder kleine Kurven, Umwege, Ups und Downs beinhalten. Schließlich sind Wege mit Kurven und kleinen Unwägbarkeiten viel interessanter als eine gerade Strecke, oder nicht?
Danke, liebe Ulrike, für die Erklärung der Methode, die für viele Coachees und deren Eltern sicherlich wertvoll ist.
Sehr schöne Zusammenfassung der Zielarbeit! 👏
Liebe Ulrike, ja, ich kenne das aus meinem Berufsleben. Konkrete Ziele waren selbstverständlich. Da war das A von SMART meist auch mit Geld verbunden. Gehaltserhöhungen und Beförderungen hingen damit zusammen. Ich kenne auch die dunklen Seiten eines solchen Systems. Was ich oft gegen den Widerstand der zentralen Planungsabteilung durchsetzen musste, das war das fehlende F im System, F für Flexibilität. Ich setze mir – und meinen Schülern – bei der Leseförderung bewusst kein terminiertes Ziel. Das macht nämlich nervös, bringt Druck, erzeugt Ungeduld! Und Ungeduld ist bei der Leseförderung die Mutter des Misserfolgs. Das R für realistisch fängt das Problem etwas auf. Aber so etwas wie eine Zielkorrektur sollte man immer im Hinterkopf haben. Denn “Ziel nicht erreicht” ist keine Lösung! Aber das sagt ja schon der Name: SMART steht für klug. Klug angwewandt hilft die Methode zu strukturiertem Vorgehen! Herzlichen Gruß – Siegbert
Liebe Siegbert, lieben Dank für deinen Kommentar. Ja, es geht auch nicht so sehr um das schnelle Erreichen des Zieles. Es ist dennoch ganz gut, wenn die Kinder sich ein Ziel setzen, das dann in kleine Etappenziele runter gebrochen werden darf. Ich vergleiche es gerne mit der Besteigung des Mount Everest oder einen anderen hohen Berg. Da komme ich nicht auf den Gipfel ohne die Zwischenetappen (zelten, innehalten) und ohne Begleiter (Mutmacher, Helfer). Manche brauchen mehr, andere weniger.