Dr. Ulrike Mayer

3 einfache Übungen für Kinder, die helfen sich besser zu konzentrieren

15.11.2021

Die meisten Coachingkinder kommen am Nachmittag zu mir, nachdem sie schon den ganzen Vormittag in der Schule gesessen sind. Meist haben sie auch schon ihre Hausaufgaben gemacht – wiederum sitzend. Damit Lernen auch noch am Nachmittag funktionieren kann, damit es nachhaltig ist und nebenbei auch noch Spaß macht, ist es wichtig, sowohl den Körper als auch den Geist in Schwung zu bringen.

Das Tor zum Lernen

Für Paul Dennison, dem Begründer der Edukinestetik (EK) und des Braingym ist Bewegung „das Tor zum Lernen“.

Aus seinen Untersuchungen geht hervor, dass für eine gute Konzentration und für leichteres Lernen die Integration unserer beiden Gehirnhälften eine zentrale Bedeutung haben (siehe unten). Diese Integration kann durch bestimmte Bewegungsübungen erzielt werden.

So konnte festgestellt werden, dass bei professionellen Schlagzeugern, die lernen mussten mehrere Bewegungen gleichzeitig zu steuern, beide Gehirnhälften besser verknüpft sind. Deren Gehirn kann sich die Gedankenarbeit und die Steuerung der Muskeln besser einteilen.

Der linken und der rechten Gehirnhälfte werden unterschiedliche Funktionen zugeschrieben. So ist die linke Gehirnhälfte vorwiegend für Einzelheiten zuständig – z.B. erkennen einzelner Häuser-, während die rechte Gehirnhälfte die Gesamtheit , – die ganze Stadt – erfasst. Arbeiten die beiden Gehirnhälften eines Kindes nicht gut zusammen, ermüdet es sehr schnell, was dann häufig als „kann sich nicht gut konzentrieren“ abgetan wird.

Ich verwende in meinem Lerncoaching unterschiedliche Übungen aus den Büchern von Dr. Paul Dennison, die auch zu Hause gemacht werden können und wenig Zeit in Anspruch nehmen. In diesem Beitrag möchte ich 3 meiner wichtigsten Konzentrationsübungen vorstellen.

 1 Gehirnknöpfe einschalten

Hand vor den Hals legen und mit dem Daumen rechts und dem Zeige-und Mittelfinger links am Hals entlang nach unten fahren bis unterhalb des Schlüsselbeines. Da spürt man dann auf jeder Seite eine kleine Vertiefung. Die Finger massieren sanft  die Vertiefungen. Die andere Hand liegt über dem Bauchnabel. Wer will, kann auch diesen mit der ganzen Hand massieren. Nach 4-5 Atemzügen werden die Hände gewechselt.

*Die Konzentration wird erhöht.

*Die beiden Gehirnhälften werden verknüpft.

*Das körpereigene Energiesystem wird gestärkt.

*Das genaue Hinsehen und Hinhöre wird gefördert.

 

2 Überkreuzübungen

Bei dieser Übung bewegen wir den rechten Arm und das linke Bein, den linken Arm mit dem rechten Bein gleichzeitig, d.h. die rechte Hand berührt das linke Knie, dann berührt die linke Hand das rechte Knie. Dabei geht der jeweils freie Arm so weit wie möglich nach hinten. Die Bewegungen sollten locker und ruhig durchgeführt werden. Es kommt darauf an, immer wieder die Mittellinie zu überqueren. Du kannst bei der Übung stehen, gehen oder hüpfen. Du kannst auch Musik dazu hören, dann macht es noch mehr Spaß.

Diese Übung wird häufig auch als Türenöffner für leichteres Lernen bezeichnet:

*Sie koordiniert die beiden Gehirnhälften, die Augen, Ohren und Körperhälften.
*Beide Gehirnhälften arbeiten nach dieser Übung besser zusammen.
*Die Denkfähigkeit und die Konzentration erhöhen sich.
*Alles, was mit Lernen, Aufnehmen, Verarbeiten, Umsetzen und Verstehen zu tun hat, fällt uns leichter.
*Lesen und Leseverständnis werden verbessert.
*Schreiben, Rechtschreibung und Rechnen verbessern sich.

 

3 Die liegende Acht

Beide Arme vor die Brust nach vorne bringen und die Hände falten. Dabei zeigen die Daumen nach oben. Kopf gerade halten. Die Nasenspitze geht in Verlängerung zur Mitte, dahin wo sich die liegende Acht kreuzt.
Von der Mitte aus bewegen wir unsere Arme nach links oben und formen eine liegende Acht. Die Augen folgen den Daumen, der Kopf bleibt ruhig. Ungefähr 8 x wiederholen. Jetzt einen Richtungswechsel vornehmen und rechts unten beginnen. Nach ungefähr 8 liegenden Achten nochmal nach links oben wechseln und weitere 4 liegende Achten fahren. In der Mitte zum Halten kommen und Arme ausschütteln.

Wie die Überkreuzbewegung nach P. Dennison hilft die liegende Acht, beide Gehirnhälften zu integrieren.

*Die Konzentration wird gefördert.
*Die Hand-Augenkoordination wird verbessert.
*Die Beweglichkeit der Augen wird verbessert.
*Das Lesen und Schreiben fällt leichter.
*Das Leseverständnis erhöht sich deutlich.

Diese 3 Übungen regelmäßig angewandt erzielen relativ schnell gute Erfolge.

Dr. Paul Dennison

Abschließend möchte ich einen kleinen Einblick in die Vita und die Arbeiten von Dr. Paul Dennison geben.

Dr. Paul E. Dennison, promovierter Pädagoge, ist ein Pionier im Bereich der angewandten Gehirnforschung und Experte für kognitive Fähigkeiten. Seit vielen Jahren liegt ihm die Förderung von Kindern mit Lernstörungen, u.a. Legasthenie, am Herzen. In seinen Studien fand er heraus, dass viele Lernprobleme in eingeschränkten physischen Wahrnehmungsfähigkeiten lagen. Damit ist sowohl die Raumwahrnehmung (kinästhetische, akustische und visuelle Erfahrung bzw. Konstruktion von Raum) als auch die Organisationswahrnehmung gemeint. Dabei geht es um die Aufmerksamkeit und um strukturelle Probleme. Paul Dennison fand heraus, dass spezielle Bewegungsübungen Kinder befähigten, neue Wege zu gehen, und so selbstbewusst und selbstverantwortlich Vertrauen in das eigene Lernen entwickelten. Während dieser Zeit arbeitete Paul Dennison eng mit einem Chiropraktiker und einem Bewegungspädagogen zusammen, die dabei halfen herauszufinden, wie die von Paul Dennison entwickelten Bewegungsübungen den Lerneffekt beeinflussten.

In seinem Vorwort zu “Das Handbuch der Edu-KINESTHETIK für Eltern, Lehrer und Kinder jeden Alters” schreibt Paul Dennison: “Wenn Kinder das Zusammenspiel von Gehirn und Körper verstehen, dann sind sie den Veränderungen gegenüber aufgeschlossener, die von EK ausgelöst werden können.“

„Traditionelle Schulen auf der ganzen Welt machen dich zum Linkshirner“, sagt Paul Dennison häufig in seinen Vorträgen. Das Problem: die kreative und gefühlsbetonte rechte Gehirnhälfte schaltet dabei ab. „Du kannst es schaffen, dass sich Kinder hinsetzen und ruhig verhalten. Aber du kannst es nicht schaffen, dass sie lernen, wenn das rechte Gehirn nicht dabei ist.“

Ein Baby und Kleinkind “benutzt” vorwiegend die rechte Gehirnhälfte.  Sie fühlen und nehmen mit allen Sinnen wahr. Erst wenn die Sprache dazukommt wird die Wahrnehmung mit Wörtern und Buchstaben, Zahlen “kodiert”. Dafür wird dann die linke Gehirnhälfte verwendet. In den Schulen wird daher vorwiegend die linke Gehirnhälfte aktiviert, wenn der Lehrer oder die Lehrerin erklärt. Diese einseitige “Nutzung” der linken Gehirnhälfte kann dann zu diversen Lernstörungen oder Lernblockaden führen.

Edu-kinestetische- Übungen und die sog. Brain Gym®Übungen sorgen dafür, dass bestimmte Areale im Gehirn aktiviert werden – sie also in Bewegung bringen. Dabei werden Rechts/Links-, Oben/Unten- und Vorne/Hinten-Bereiche des Gehirns unterschieden. Durch die EK und Brain Gym Übungen werden neue Bewegungsmuster erfahren, die individuellen Fähigkeiten, die Aufmerksamkeit und das Körperbewusstsein gestärkt. Das Benutzen und die Integration beider Gehirnhälften macht Lernen einfacher und leichter. Lernstörungen und Lernblockaden können effektiv und dauerhaft gelöst werden.

 

 

 

 

 

 

 

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